Taugt das hochgelobte städtische Kita-Konzept Early Excellence noch in Corona-Zeiten? Diese Frage stellen wir und verneinen sie.
Early Excellence (EEC) beruht unter anderem darauf, dass ein Kind in steter Absprache des Personals mit den Eltern sich seinen Lern- und Spielraum in der Kita selbst aussuchen darf.
„EEC steht und fällt mit ausreichendem Personal. Der in der Theorie löbliche Ansatz scheiterte deshalb bisweilen schon ohne Corona“, erklärt Franziska Krumwiede-Steiner, unsere kinderpolitische Sprecherin. So müsse für jeden Lernraum eine Begleitung zur Verfügung stehen. Für Elterngespräche sei in städtischen Kitas häufig keine Zeit mehr, weil das Personal vielfach krankheitsbedingte Ausfälle vertreten müsse.
Nun, da Hygienekonzepte die Wahlfreiheit der Kinder zwischen Lernräumen ohnehin stark einschränkten, könne EEC nicht mehr funktionieren. Würden alle Kinder zurück in die Kitas kommen, wäre das System komplett überfordert, so Fraktionsmitglied Kathrin Rose. Dies vor allem auch, weil etliche zur Covid 19-Risikogruppe gehörende Erziehende ausfielen.
Was aber nun tun? Die Stadt sei gefragt, schnellstmöglich frühkindliche Pädagogik und Hygiene unter einen Hut zu bekommen. Ratsfrau Krumwiede-Steiner: „Es ist an der Zeit, neu zu denken.“ Zu überlegen wäre, ob städtische Kitas nicht durch zusätzliches Personal in die Lage versetzt würden, Kinder mehr draußen an der frischen Luft zu fördern. Wie bekomme die Stadt aber schnellstmöglich qualifizierte Erzieherinnen in die Kitas? Ein Hoffnungsschimmer sei die theoretisches Wissen mit eigenen praktischen Erfahrungen verknüpfende praxisintegrierte Ausbildung (PiA). Sie müsse so schnell wie möglich auch in Mülheim angeboten werden. Rose: „Leider verpasste die Stadt als größte Trägerin schon vor Corona, für 2020 die PiA-Ausbildung anzubieten. Der Ausbildungsstart ist erst für 2021 geplant.“
Dr. Franziska Krumwiede-Steiner / Kathrin Rose