Beitrag von Dr. Wilhelm Knabe zur Führung Hidden Costs. Ewigkeitslasten.

Fotografien von J Henry Fair / 13. Juli bis 27. Oktober 2019

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

25.09.2019

Das Museum für Industriekultur des Landschaftsverbandes Westfalen hat eine Ausstellung Hidden Costs/Ewigkeitslasten entwickelt und zeigt die Fotografien von J Henry Fair in der Zeche Hannover (Stadtgebiet Bochum) bis zum 27.10.2019.

Fair will den Besuchern die Spuren der Verwüstung von Landschaften und Veränderungen der Struktur und Farbe der betroffenen Böden zeigen. Er ist zu diesem Zweck zu ganz unterschiedlichen Standorten in Deutschland und außerhalb Europas gefahren, um diese Veränderungen mit seinen Fotografien sichtbar zu machen. Er hofft, dass einige Besucher durch die abstrakt wirkenden Bilder so stark angezogen und beeindruckt werden, dass sie sich für die Bereinigung der Schäden, z.B. die Entfernung der Gifte oder eine Rekultivierung zerstörter Landschaften einsetzen werden. Ich selbst wurde durch die Abfolge der Bilder an meine ersten wissenschaftlichen Arbeiten zur Bestimmung der Wirkung von Giften oder anderen Veränderungen in den Jahren 1951 bis 1959 erinnert, denn damals fuhr ich ebenfalls zu ganz unterschiedlichen Standorten, um die Widerstandsfähigkeit von Wäldern herauszufinden. Einige Standorte passen haargenau zu den Fotografien von J Henry Fair. Fair beschreibt die Schwierigkeiten solche Landschaftsschäden durch seine Fotos zu dokumentieren. Sein Foto von Bauxit-Abfällen in Louisiana, USA, erinnerte an meine heimliche Fotografie eines Bauxit-Tagebaus im damals noch kommunistischen Ungarn, bei der ich nachts um ein Uhr von Grenzpolizisten aus dem Schlaf herausgeklopft wurde und dann im Nachthemd stehend die Klärung unserer Identität abzuwarten hatte. Henry Fair hatte die Möglichkeit solchen Verboten zu trotzen, indem er Luftbilder interessanter Standorte anfertigte. Ich selbst konnte mir kein Flugzeug leisten.

Die Folgen des Abbaus von Braunkohle und Steinkohle auf die betroffenen Landschaften sowohl im Rheinland und der Lausitz als auch in ganz Mitteleuropa sowie den Kohlerevieren der USA von Pennsylvania bis Tennessee bewegten mich zutiefst, sodass ich wissenschaftlich begründete Vorschläge zur Veränderung der Bergbaupraxis gemacht habe. In der DDR, der Tschechoslowakei, Ungarn, Ohio und anderen Institutionen der USA wurden meine Forschungsergebnisse aufgenommen. Vielleicht habe ich dadurch den Mut gehabt auch mit meinem sehr hohen Alter auch in der aktuellen Zeit mich für eine das Leben respektierende Technik und Wirtschaft einzusetzen.

Eine Hoffnung habe ich, ich möchte Ihnen zeigen, dass ein Stück Boden kein bloßes Abfallprodukt technischer Prozesse ist, sondern ein kunstvoll arrangiertes Gefüge verschiedener Lebensformen. Wer das verstanden hat, kann das in sein konkretes Handeln umsetzen. Fair schreibt dazu: Jeder mag dann selbst entscheiden, in welchem Umfeld er selbst leben möchte, in einer grünenden Landschaft oder umgeben von aufgetürmten Abfallhalden oder stinkenden Abwasserteichen.

Mein Dank geht auch an unsere Führung, die die Fotografien als Kunstwerke oder Dokumente näherbringen. Ich möchte nur, dass wir am Ende eine klare Forderung erheben.

Vielleicht können wir in der Folge des Besuchs der heutigen Ausstellung eine Resolution zur „Entgiftung“ unserer Umwelt entwerfen, um jedenfalls die schlimmsten Folgen der Aktion von unwissenden oder bewusst ignorierenden Verantwortlichen abzuwehren.