Beitrag von Wilhelm Knabe (Ehrenvorsitzender GRÜNE Mülheim/Ruhr) zum Neujahrsempfang 2019

Guten Abend allen hier,
ich soll 95 Lebensjahre in 5 Minuten Redezeit packen. Ich meine die Erfahrung von 95 Jahren. Das erscheint unmöglich.

Doch ich fand eine Lösung: hört her, ihr, die im Vorjahr grüne Mitglieder wurdet.

Ich beglückwünsche euch!

Ihr habt die Chance erkannt, in einem Jahrhundertprojekt, das nun schon 40 Jahre läuft, einzusteigen.

Das ist toll!

Als Gründungsmitglied der GRÜNEN von 1979 sage ich euch: Willkommen!

Und ich weiß, dass viele Grüne genauso denken. Noch ist unser Auftrag nicht erfüllt. Noch warten viele Baustellen auf Vollendung.

Jetzt zu euch, ihr Stadtplaner und Naturschützer, Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Freiwillige ohne Amt und Würden.

Ich danke für euren Einsatz, denn eins ist klar. Eine Gruppe allein kann keine klimafreundliche Stadt schaffen, aber gemeinsam: Hey! Wer will uns daran hindern? Ihr werdet verstehen.

Themenwechsel: ich weiß wie schwierig der Alltag im Alter werden kann. Dann tut Hilfe gut. Den helfenden Angehörigen und den aktiven Pflegeberufen schulden wir Dank.

Natürlich werden Finanzmittel benötigt, aber für den einzelnen Menschen ist es wichtig, dass er die Fürsorge und die Anerkennung der Gesellschaft spürt.

Ihr GRÜNE in Mülheim, ich möchte mich ganz konkret bedanken, ihr habt eine gezielte Zusammenarbeit von Jungen und Alten ermöglicht und in Einzelfällen verwirklicht. Das ist zukunftstauglich!

Gestatten Sie mir noch bitte ein Wort an die Menschen, denen andere Lebensinhalte wichtiger sind. Bitte helfen Sie, dass bei komplexen Problemen in Mülheim ein Klima konstruktiver Zusammenarbeit entsteht.

Das Gegenteil habe ich in den 1930er Jahren erfahren. Die psychisch Kranken aus der meiner Wohnung benachbarten Heilanstalt wurden 1940 in der Todesklinik Sonnenstein mit Giftspritzen ermordet, weil sie der „Volksgemeinschaft“ zur Last fallen würden. Bei Juden und Roma sparte man selbst jede Begründung.

Ich bin froh dass ich diese Verbrechen nicht selbst erlebt habe. Doch ich erlebte, wie aus einer Abgrenzung von Nachbarn durch das Schüren von Hass auf die „anderen“ Krieg entsteht und wie dieser Krieg dann zerstörte Städte und viele Millionen Tote hinterlässt.

Unvergesslich ist mir die Zerstörung Dresdens, ich flog in einem kleinen unbewaffneten Schulflugzeug über den Glutofen der brennenden Stadt, während die alliierten Bomber schon auf dem Rückflug waren.

Soviel von 1945, ein ander Mal mehr.

Wilhelm